Skip to main content

Interview mit Past-Weltpräsident Holger Knaack

Es war sicherlich ein besonderes Jahr. Zum ersten Mal konnte ein Weltpräsident kaum das machen, was die Welt-Präsidentschaft auch ausmacht: Reisen, um zu verbinden. Doch Holger Knaack gelingt es dennoch auf beispiellose Weise die rotarischen Werte, seine persönlichen Werte und gemeinsame Ziele zu vermitteln. Distrikt Govenor Reinhard Fritz hat mit ihm darüber gesprochen, wie er jetzt (Januar 2021) auf seine Präsidentschaft zurückblickt.

Wie fühlst Du Dich ein halbes Jahr als IPRIP (für die Leser: Immediate Past Rotary International President)?

Ehrlich gesagt nicht viel anders als vorher. Natürlich sind die Zoom Meetings deutlich weniger geworden. Dennoch bin ich immer noch eingespannt und habe genügend Aufgaben bei Rotary International. Vor allem fühle ich mich aber unverändert als ganz normaler Rotarier.

Mit etwas Abstand zu Deiner Welt-Präsidentschaft: Was war das bewegendste Erlebnis, die bewegendste Erfahrung in Deiner Amtszeit?

Ich habe alle Termine per Zoom durchgeführt, insofern ist die Beantwortung dieser Frage nicht einfach, denn bewegende Momente erlebt man leichter und intensiver in persönlichen Begegnungen. Deshalb denke ich gerne und voller Dankbarkeit an mein Treffen mit dem pakistanischen Ministerpräsidenten Imran Khan im Februar 2020 zurück, also noch vor dem Beginn meiner Amtszeit. Hier konnten wir erreichen, dass die Polio Impfungen in Pakistan noch einmal deutlich Fahrt aufnehmen konnten. Und wenn wir heute sehen, dass unsere Aktivitäten in Pakistan, aber auch in Afghanistan mit Erfolg weitergehen, können wir darauf sehr stolz sein.

Hat sich Dein Bild von Rotary in dieser Zeit noch einmal geändert?

Jedes Bild ändert sich, wenn man über den Tellerrand hinausschaut, egal ob dies auf Club- oder Distriktebene, oder eben auf Ebene von Rotary International geschieht, denn Rotary ist so unterschiedlich und wird ganz unterschiedlich gelebt. Viele denken, sie seien der Mittelpunkt des rotarischen Lebens. Doch erst die große Vielfalt, die enormen Unterschiede und die kulturellen Nuancierungen machen das rotarische Leben aus. Dies war übrigens sicherlich ein großer Vorteil von Zoom: Ich konnte an einem Tag Meetings aus ganz unterschiedlichen Regionen und Kulturkreisen erleben. Das wäre bei Präsenzterminen natürlich gar nicht möglich gewesen.

Gibt es ein Thema, das Du in Deiner Amtszeit angestoßen hast, von dem Du Dir wünschst, dass es noch weiter ausgebaut wird? Dein Motto lautete ja: „Rotary eröffnet Möglichkeiten“.

Es geht mir gar nicht um mein Jahresmotto, sondern vielmehr um die grundsätzliche Aussage, dass Rotary eine Wertegemeinschaft ist und dass wir dies als Einladung an Interessierte und nicht als Abgrenzung zu anderen verstehen sollten. Mit der von RI angestoßenen Initiative „DEI“ (Diversity, Equity, Inclusion“) sollten wir uns alle vor Augen halten, wie wichtig es ist, Türen aufzuhalten und Menschen, deren Potential wir erkennen, für Rotary zu begeistern.

Was wünschst Du Dir von Rotary für die nächsten Jahre?

Dass wir noch mehr erkennen, welche Kraft in Rotary steckt und wie wichtig es ist, die gemeinsamen Werte im Großen wie im Kleinen zu leben.

Gibt es etwas, was Du aus dem Blickwinkel der rotarischen Welt den Clubpräsidentinnen und Präsidenten in unserem Distrikt mitgeben möchtest?

Ohne jede Abstriche: die Clubs sind der wichtigste Teil von Rotary! Hier schlägt das Herz von Rotary, nicht im Distrikt und nicht bei Rotary International. Dies bedeutet aber auch eine Verpflichtung für die Clubs. Die Verpflichtung darüber nachzudenken, was sie denn einzigartig macht, wie sie Menschen neugierig auf Rotary machen können und wie die Ziele umgesetzt werden können. Änderungen können nur von den Clubs ausgehen, die sich in Strategieüberlegungen Gedanken über ihre Zukunft gemacht haben und diese dann auch umsetzen. Und aus meinen vielen Zoom Meetings nehme ich auch mit, dass wir die Meetings durch die Möglichkeiten von Videokonferenzen bereichern können, dass sich vieles, was wir zu Beginn als lästig und störend empfunden haben, am Ende als fruchtbar und anregend herausstellen kann.

Rotary war immer eine Geschichte von Änderungen und Anpassungen und so ist es auch in dieser Zeit. Ich bin sehr zuversichtlich, dass diese Energie in den Clubs vorhanden und zum Wohl von Rotary umgesetzt wird.

Und dazu gibt es nichts hinzuzufügen. Ich danke dir ganz herzlich für dieses Gespräch.