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Bergwald-Projekt

Rotarier pflanzen 3300 Bäume im Bergwald bei Bayrischzell

Am Samstag, den 23. April, zog es über 100 Rotarier aus Süd- und Ostbayern ins Ursprungstal bei Bayrischzell und dann hinauf in den Bergwald. Dort pflanzten die Mitglieder des internationalen Serviceclubs für jedes Mitglied aus ihrem Distrikt einen Baum-Setzling – 3300 Stück. Was steckte dahinter?

Die Aktion war ein Gemeinschaftsprojekt mit dem gemeinnützigen Verein Bergwaldprojekt e.V.  in Zusammenarbeit mit den Bayerischen Staatsforsten, Forstamt Schliersee. Das Bergwaldprojekt hat sich zur Aufgabe gemacht, mit Freiwilligen die Bergwälder in Deutschland zu sanieren – und gleichzeitig über die ökologischen Hintergründe zu informieren. Und Rotary hat sich neben dem umfangreichen sozialen Engagement schon lange auch Umwelt-Themen auf die Fahnen geschrieben. Distrikt Governor Reinhard Fritz, der die Idee zu diesem Aktionstag hatte: „Unser Ziel war es, einen Beitrag dazu zu leisten, die vielfältigen Funktionen der Ökosysteme zu erhalten, den Teilnehmern die Bedeutung und die Gefährdung unserer natürlichen Lebensgrundlagen bewusst zu machen, eine breite Öffentlichkeit für einen naturverträglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen zu bewegen und, das gebe ich gerne zu, dabei auch zu zeigen: Rotary sitzt nicht nur in Meetings, Rotary packt auch an.“

Und so ging es am Samstag nach dem Treffen auf dem Parkplatz Stocker bei Bayrischzell um 9.00 Uhr morgens mit kleinen Autobussen auf den Berg zu einem vom Bergwaldprojekt ausgesuchten Waldstück. Dort wurden die freiwilligen Pflanzer zunächst einmal vom Bergwald-Team eingewiesen. Denn einfach so losgraben und einsetzen, funktioniert im bergigen Gelände nicht. In Zweierteams musste sich die alters- und geschlechtsmäßig gut gemischte Truppe im Gelände verteilen. Dann ging es mit Hilfe eines besonderen Pflanzspaten, der geschwungen wird, daran, an den vom Bergwaldprojekt-Team zugewiesenen Stellen vier Sorten von Setzlingen einzupflanzen; Weißtanne, Lärche, Bergkiefer und Mehlbeere. Alle mit einem leicht merkwürdigen Geruch. Denn, wie die Teilnehmer erfuhren: Viele Jungpflanzen überleben nicht, weil sie dem freien Wild allzu gut schmecken. Damit die von ihnen gesetzte Bäumchen aber gute Überlebenschancen haben, wurden sie vor dem Setzen mit einem Sud aus Schafswolle besprüht, der Wild vertreibt. Werden die Setzlinge dann noch richtig eingepflanzt, können 90 Prozent von ihnen überleben.

Alle Teilnehmer waren mit Feuereifer dabei – was im steilen Gelände auch ganz schön anstrengend werden konnte. Und Bergboden hat nichts mit einem erdreichen Gartenboden zu tun. Ist das Loch für den Setzling einmal geschlagen, muss erst noch ein zweites geschlagen werden, aus dem man Erde entnimmt, mit der man den frischen Setzling dann wirklich fest mit seinem neuen Standort verwurzeln kann. Mit dem „Gorillagriff“, also den auf den Boden aufgedrückten Handrücken. Auch das muss erst mal geübt werden. Mit dem „Förstergriff“ – den obersten Teil des Setzlings zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und nach oben ziehen – muss dann getestet werden, ob der Baby-Baum auch sitzt. Löst er sich bei diesem Zupfen, würde er spätestens im nächsten Winter vom Schnee talwärts mitgeschleppt werden.

Aber alles passte und die Graber- und SetzerInnen waren richtig stolz auf ihre Arbeit und darauf, was sie gelernt hatten: „Ich war total beeindruckt, was wir heute alles über den Wald gelernt haben. Ich muss gestehen, bisher wusste ich nicht besonders viel über das Öko-System Wald. Das fand ich wirklich spannend“ schwärmt Katharina Schweigard, Distriktsprecherin Rotaract 2020/21.

„Ich bin im wahrsten und im übertragenen Sinn dem Waldboden näher gekommen“ lacht eine andere. „Technisch waren wir jetzt zu Schluss schon ganz gut, finde ich, aber vor allem haben wir wahnsinnig viel erfahren über den Wald. Das alles nehme ich sehr berührt mit nach Hause.“

Ein Teilnehmer, der schon sehr professionell den Spaten schwingt, ist ebenfalls sehr nachdenklich geworden: „Wir haben so viel gelernt heute, aber für mich war es vor allem sehr faszinierend zu erfahren, wie filigran der Bergwald ist, wie viele Faktoren auf ihn einwirken und was wir als Menschen diesem Biotop alles antun.“

Auch Distrikt Govenror Reinhard Fritz zieht ein positives Fazit zu diesem Aktions-Tag. „Ich fand es sensationell, wie man gemerkt hat, dass sich alle ganz intensiv mit dem Thema beschäftigen, sich austauschen. Man merkt, wie nahe uns der Schutz der Umwelt geht, wenn wir plötzlich ganz aktiv damit zu tun haben, direkt vor Augen sehen, dass sich der Wandel nicht leugnen lässt. Und Bäume zu pflanzen, ist für mich einfach ein schönes Zeichen dafür, etwas für die Zukunft zu tun. Wenn man überlegt, dass eine Weißtanne bis zu 300 Jahre alt wird, dann ist das doch ein bewegender Moment, wenn man so einen winzigen Setzling heute einsetzt und im Glück für die nächsten 300 Jahre wünscht. Wir tun also etwas für die Zukunft aller, auch wenn wir es nicht mehr selbst erleben. Auch dafür steht Rotary und deswegen sind wir heute da.“

Und er ist sich sicher: „Wir haben heute auch alle mitgenommen, dass jeder etwas tun kann, Wir verstecken uns ja sehr oft vor dem Argument „Klimawandel, das ist ein so großes Thema. Was kann ich als einzelner da schon tun?“ Aber so eine Aktion zeigt eben: Doch, auch ein einzelner kann etwas tun. Es mag ja nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Aber eine Vielzahl von Tropfen kann dann eben doch etwa bewirken.

Auch dem jüngsten Teilnehmer (16) hat der Tag großen Spaß gemacht: „Vor allem mit den Menschen hier über dieses Thema zu reden. Darüber, dass wir damit nicht nur etwas für die Natur sondern damit auch für uns selbst machen. Für Schulklassen wäre das sicher auch mal eine gute Idee – aber erst in höheren Klassen, damit die Teilnehmer auch verstehen, was sie da machen und nicht einfach nur Spaß am Graben haben.“

Gut, dass die pflanzenden Rotarier und Rotarierinnen da doch schon alt genug waren. Aber auch ein bisschen stolz, als es bei der Mittagspause hieß, dass man dem Pflanzziel schon voraus sei. Das stellte sich dann allerdings auch als besonders gut heraus, denn aufgrund eines drohenden Gewitters war ein wenig Zeitdruck aufgekommen. Gegen 15.00 Uhr wurden also, bei erreichtem Ziel, die Geräte eingesammelt, der Verpflegungsstand abgebrochen und es ging wieder nach unten ins Tal. Stolz und der Natur nicht nur näher gekommen, sondern auch mit vielen neuen Erkenntnissen und guten Vorsätzen im Kopf, die nun in die Clubs getragen werden können.

Zum Bergwaldprojekt:

Das Bergwaldprojekt wurde 1987 auf Initiative von Wolfgang Lohbeck (Greenpeace Deutschland) und dem Schweizer Förster Renato Ruf im Zusammenhang mit der Waldsterbensdebatte gegründet.

Zweck des Vereins ist der Schutz, der Erhalt und die Pflege des Waldes, insbesondere des Bergwaldes und der Kulturlandschaften, sowie die Förderung des Verständnisses für die Zusammenhänge in der Natur, die Belange des Waldes und die Abhängigkeit des Menschen von diesen Lebensgrundlagen. Mehr zum Verein Bergwald Projekt e.V. www.bergwaldprojekt.de

Nicht nur der Münchner Merkur berichtete. Auch tv münchen brachte einen schönen Beitrag zu dieser gelungenen Hands-On-Veranstaltung:

https://www.muenchen.tv/mediathek/video/bergwaldprojekt-3300-baumsetzlinge-wurden-von-mitgliedern-der-rotary-clubs-sued-und-ostbayern-an-einem-aktionstag-gepflanzt/

Bericht im Münchner Merkur